Possenreißer im Puppentheater — Die komische Tragödie Band 2

Pulcinella, eine der Maskenfiguren der Commedia dell’arte, entwickelte sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts zur Hauptfigur des italienischen Puppenspiels und wurde allmählich über ganz Europa hinaus bekannt. Der dickbäuchige Pulcinella mit der schwarzen Halbmaske gehört zu den Dienerfiguren, die pausenlos um die Befriedigung ihrer simpelsten Bedürfnisse zu kämpfen haben. Wohin der Ahnherr der europäischen lustigen Figur auch gelangte, überall erhielt er die äußeren und charakteristischen Eigenschaften, die dem jeweiligen Land entsprachen. Stets bot der deformierte Pulcinella Anlass zu einem befreiendem Lachen, dem im sozialen Leben eine Ventilfunktion zukam. In der ganzen Welt waren die Helden der alten volkstümlichen Puppenspiele komische Figuren, die die Konflikte, Träume, Sehnsüchte und Hoffnungen des Menschen zum Ausdruck brachten. Ein Beweis, dass dem Narren eine archetypische Vorstellung zu Grunde liegt, ist die Tatsache, dass alle lustigen Figuren zu verschiedenen Epochen und in unterschiedlichen Kulturkreisen eine große Ähnlichkeit aufweisen. In Asien und Afrika nehmen die Puppenspieler oft die Rolle eines Schamanen ein. Grundlage des Schamanismus ist der Kontakt der Geisterwelt durch einen Medizinmann. Die Puppen dienen dem Spieler dazu, Geister zu rufen, Dämonen zu exorzieren, Krankheiten abzuwehren oder Regen herbeizuzaubern.



Presse

Die komische Tragödie
Puppen Menschen und Objekte Theaterzeitschrift, n°82, 2000/1

Details

Verlegt bei Puppen und Masken, Wilfried Nold, 1999
420 Seiten mit zahlreichen schwarz-weiß Abbildungen
Erhältlich bei Wilfried Nold